21.06.2019 Sternfahrt nach Polch :
Unser Team der Fairplay-Tour 2019 besteht aus Phillip Gellermann, Timo Kohlhaas, Florian Schomisch, Anton Spät und Elia Völlmeke. Diese fünf wurden heute Nachmittag von Herrn Reiz in Mendig mit dem Fahrrad abgeholt, um die Sternfahrt zum Startort der diesjährigen Tour anzutreten. Da dies Polch war, hatten wir es nicht allzu weit. Dort angekommen, fanden wir uns erst einmal zurecht und „schnupperten Tourluft“. Alle fünf Siebtklässler sind schließlich zum ersten Mal dabei. Für Herrn Reiz ist es mittlerweile die zehnte Tour. Nach der Eröffnungsfeier im Forum und einem reichhaltigen Abendessen entschieden sich vier der fünf, im Freien zu schlafen, was bei diesem Wetter nicht die schlechteste Entscheidung war.
22.06.2019 Polch – Birkenfeld:
Die erste Etappe sollte gleich mal die Spreu vom Weizen trennen. Wer war fit genug, die Königsetappe der Tour 2019 direkt am ersten Tag zu meistern? Von uns schaffte es leider keiner komplett. Elia musste vor der Mittagspause und Anton mit der Mittagspause die Segel streichen. Philipp schaffte es mit 70 Kilometern noch rund zehn Kilometer nach der Pause, Timo und Florian gaben nach 92 Kilometern auf. Dies kam wiederum Herrn Reiz zu Gute, der zwei Kilometer zuvor sein Rad mit einem Platten hatte aufladen müssen. Er fuhr mit Timos Rad auf den Erbeskopf, wo er seines flickte und Timo, Florian und Philipp wieder ins Fahrerfeld einstiegen. Leider musste Herr Reiz weitere zehn Kilometer später sein Rad endgültig abstellen, weil der Reifen wieder Luft verlor. In Birkenfeld freuten sich alle über leckeren Spießbraten und Live-Musik. Die optimale Stärkung, um es morgen besser zu machen.
23.06.2019 Birkenfeld – Saarbrücken:
Sengende Hitze sollte die heutige zweite Etappe am Ende schwieriger gestalten als angenommen. Vielen kam sie am Ende sogar härter als die gestrige vor. Bis zur Mittagspause schien es so einfach zu sein. Wir rollten flott über schöne Radwege nach Neunkirchen. Dort gab es einen herzlichen, von Blasmusik untermalten Empfang mit leckerer Currywurst, Obst und Kuchen.
Uns wurde dort bereits ein kleiner Anstieg angekündigt. Dieser entpuppte sich als ausgewachsener Berg, der den Besenwagen wieder schnell voll werden ließ. Auch Phillip musste bei Kilometer 76 auf den Transporter. Er war kurz vorher leicht gestürzt. Leider ging es dann bis zur Pause in Spicheren bei Kilometer 91 weiter bergauf. Aber die verbliebenen vier bewältigten heute auch das. Anschließend radelten wir mit Phillip zurück in unserem Team die restlichen zehn Kilometer locker nach Saarbrücken. Das leckere Abendessen nahmen wir dann im Ratskeller zu uns und gönnten uns noch ein Eis. Als wir 5 Kilometer später in der Sportschule ankamen, hatten wir unsere 105 Kilometer des heutigen Tages voll gemacht.
24.06.2019 Saarbrücken – Perl:
Von Saarbrücken führte uns die 3. Etappe über Merzig nach Perl. Vor dem Start der Tour wären uns die heute zu bewältigenden 90 Kilometer ziemlich lang vorgekommen. Nach den letzten beiden Etappen von über 100 Kilometern konnte uns das aber nicht mehr schocken.
Bis zur Mittagspause lief es dann auch sehr flüssig in mehrerlei Hinsicht. Zum einen rollte der Tross gemütlich den Saar-Radweg entlang, zum anderen sorgte die Hitze für durchnässte Kleidung.
Kurz nach der Mittagspause wurde es dann aber doch noch anstrengend. Ein steiler Anstieg führte uns nach Orscholz, wo wir uns bei einer verlängerten Pause etwas erholen konnte. Im Anstieg musste sich Herr Reiz mehrfach den Satz anhören: „Ich kann nicht mehr!“ Zum Leidwesen der Jungs war die Antwort immer die gleiche: „Doch, du kannst noch!“ Am Ende waren aber alle stolz, dass sie nicht aufgegeben hatten.
25.06.2019 Perl – Esch sur Alzette (LUX):
Von Perl sollte die heutige Etappe über Thionville nach Esch sur Alzette in Luxemburg führen. Da der Zwischenstopp in Thionville eine Wendepunktstrecke war, entschied man sich kurzfristig, nur einen Teil der Gruppe dorthin zu Empfang zu schicken. Unser Team gehörte zu denen, die sich in der Nähe des Kernkraftwerks Cattenom etwas von den Strapazen der vergangenen Tage erholen konnten. Von dort nach Esch sur Alzette sollte es auch recht locker weiter gehen. Angesichts der hohen Temperaturen und in Hinblick auf die morgige schwere Etappe waren alle dankbar für diesen entspannten Tag. Ohne den Abstecher nach Thionville kamen wir dann auch nur auf rund 80 Kilometer.
Trotzdem lief es bei uns nicht ganz ohne Zwischenfälle. So sind sich alle sicher, dass die Gruppe laut und deutlich vor einem Poller in der Mitte gewarnt hatte, Florian erwischte ihn trotzdem. Glücklicherweise bekam nur das Fahrrad ein wenig ab, Florian konnte problemlos weiterfahren. Aber auch die hohen Temperaturen machten uns wieder zu schaffen. So musste Phillip kurzzeitig in den Besenwagen, da er Kreislaufprobleme hatte.
26.06.2019 Esch sur Alzette (LUX) – Engreux (B)
Aufgrund der höllischen Temperaturen wurde der Start um eine halbe Stunde vorverlegt. Über 1000 Höhenmeter und rund 110 Kilometer lagen vor uns. Gestern war Anton noch in der Halle gestolpert und auf den Arm gefallen. Er saß heute von Beginn an im Besenwagen und musste abends abgeholt werden, da die Ärzte eine Röntgenuntersuchung anrieten. Auch Elia konnte nicht auf die Etappe gehen, da seine Knieprobleme so stark wurden, da auch in seinem Fall die Ärzte von einer weiteren Belastung abrieten. Auch er wurde abends in Engreux abgeholt und zurück in die Heimat gebracht. So stiegen nur noch drei unserer Jungs überhaupt aufs Rad. Alle drei vertrugen das Wetter allerdings nicht und mussten schon vor der ersten Pause in den Besenwagen. Florian ging es dann aber nach der Mittagspause besser und er beendete die Etappe dann doch noch auf dem Rad, wenn auch nicht auf seinem eigenen. Er musste auf ein Rad eines Mitfahrers umsteigen, da er einen Schaden am Umwerfer hatte.
Insgesamt beförderten die Begleitfahrzeuge heute 59 Aussteiger. Ein Rekordwert, der sicherlich auch mit dem Fitnesszustand zusammenhängt, allerdings bei diesen klimatischen Extrembedingungen durchaus verzeihbar ist.
27.06.2019 Engreux (B) – Blankenheim:
Die 6. Etappe führte uns von Engreux über St. Vith in Belgien nach Blankenheim. Glücklicherweise war es heute nicht mehr ganz so heiß und ein angenehm kühler Wind erleichterte die Fahrt. Die Strecke hatte es dafür wieder in sich: Am Ende des Tages hatten wir 121 Kilometer und rund 1300 Höhenmeter bewältigt.
Die verbliebenen drei Jungs Phillip, Timo und Florian kamen in der Mittagspause in St. Vith zu Herrn Reiz und klagten über verschiedene Wehwehchen, weshalb sie gerne aufgeben und den Besenwagen nutzen wollten. Die Antwort war ernüchternd: „Der Besenwagen ist voll, ihr müsst da jetzt durch.“ Das war bei Kilometer 50. Nachdem alle drei 70 Kilometer später vom Rad stiegen, waren sie froh und vor allem stolz es doch geschafft zu haben. Und gleichzeitig hatten sie vermutlich eine der wichtigsten Lektionen der Tour gelernt:: Es lohnt sich zu kämpfen und den inneren Schweinehund zu überwinden. Manchmal bedarf es dafür halt ein wenig Motivationshilfe. Aber wann kommt man im Alltag auch mal so an seine Grenzen?
Zu allem Unglück wurde der Tag dann auch noch von ungewöhnlich vielen Unfällen überschattet, die zum Teil zu Krankenhausaufenthalten führten. Die extremste Situation war eine Hirschkuh, die mitten in die Überholerguppe sprang und eine Überholerin vom Fahrrad riss. Glücklicherweise ging auch dieser Sturz noch verhältnismäßig glimpflich ab.
In Blankenheim angekommen, spendierte der Bürgermeister noch allen ein Eis und zum Abendessen wurden wir mit Bratwürsten, Bratkartoffeln und Krautsalat verwöhnt.
28.06.2019 Blankenheim – Bitburg:
Da waren es nur noch zwei. Florian wurde gestern Abend wie geplant abgeholt, da er heute in Urlaub fuhr. Mittlerweile wissen wir auch, dass Anton ganz gut seine Zähne zusammen gebissen hat, sein Arm ist tatsächlich gebrochen.
Timo und Phillip mussten so heute alleine auf die vorletzte Etappe gehen. Timo schaffte die Etappe komplett, Phillip musste bei der letzten Pause, rund 15 Kilometer vor dem Zielort doch noch in den Besenwagen.
Die Etappe war eine entspannte, auch wenn das Profil doch noch einige Überraschungen für uns übrig hatte. Vor allem war die Stimmung typisch für die letzten zwei Tage, die Überholer heizten dabei super ein. Es gab viel Gesang und gute Laune.
In Bitburg angekommen, herrschte so auch wieder eine besondere Stimmung.
In der Abschlussbesprechung wies Herbert aber auch noch einmal darauf hin, dass es nicht sein kann, dass der LKW voll Fahrräder ist. Er bat alle, sich noch besser vorzubereiten und mehr zu trainieren, um dies in den kommenden Jahren zu vermeiden. Die beiden verbliebenen Mendiger haben sich sehr gut in die Tour eingefunden und neue Freundschaften schließen können.
29.06.2019 Bitburg – Trier:
Die 8. Etappe führte uns von Bitburg an die luxemburgische Grenze und letztendlich nach Trier. Eigentlich sollte es nur noch auf den ersten 20 Kilometern etwas wellig mit einem heftigeren Anstieg sein und dann bergab und flach nach Trier gehen. Aufgrund einer kurzfristigen Streckenänderung gestalteten sich die ersten 50 der 80 Kilometer dann aber doch anspruchsvoller. Dies bekam auch Phillips Vater zu spüren, der das Gefühl der Tour auf der letzten Etappe mal miterleben wollte. Er zollte uns am Ende großen Respekt für das, was wir dort tagtäglich leisteten. Und diesen Respekt verdienen die Tourteilnehmer auch, denn knapp 800 Kilometer in einer Woche durch Rheinland-Pfalz, das Saarland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und Nordrhein-Westfalen zu radeln ist an sich schon eine enorme Leistung. Dies aber auf Strecken mit teils über 1200 Höhenmetern und bei Außentemperaturen von über 30°C im Schatten durchzustehen, verdient große Anerkennung.
So wurden wir bei der Lebenshilfe auch mit einem riesigen Aufgebot empfangen und durften Teil ihrer 50-Jahr-Feier sein. Viele Eltern und Verwandte waren froh, ihre Kinder wieder in die Arme nehmen zu können und waren sicherlich nicht minder stolz auf die vergangene Woche und das Geleistete wie wir selbst.